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Studium der Pharmazie

Heutige Aufgabe der Pharmazie ist es, Arzneistoffe zu beschaffen, sie zu prüfen, als anwendungsfähige Arzneiformen bereitzustellen sowie ihre Anwendung zusammen mit der notwendigen Information und Beratung zu vermitteln. Der Apotheker oder die Apothekerin benötigt dazu Kenntnisse über das biologische, chemische und physikalische Verhalten von Wirk- und Hilfsstoffen, über die Wirkung und den Wirkungsmechanismus der Arzneistoffe, über ihre Verteilung und ihren Metabolismus im Körper sowie über die Technologie der Arzneiformen.

Damit sind die Pharmazeutischen Wissenschaften Bindeglied zwischen den naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern Biologie, Chemie und Physik auf der einen und der Medizin auf der anderen Seite. Die beschriebenen Ziele und die Ansichten, wie man sie im Pharmaziestudium am besten umsetzen kann, haben sich im Laufe der Zeit geändert. Fachgebiete, die sich mit den molekularen Grundlagen der Arzneimittelwirkung beschäftigen, vermehrte Selbstmedikation durch die Patientinnen und Patienten, häufiger auftretende Arzneimittelinteraktionen, vermehrt auftretende genetisch bedingte abnorme Arzneimittelreaktionen, neue Dienstleistungen auf dem Gebiet der Sozial- und Präventivmedizin und optimale Arzneimittelberatung und Arzneimittelinformation stellen auch in der Ausbildung der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten neue Anforderungen.

Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass alle 20 bis 25 Jahre eine Studienreform durchgeführt wird. Zwischen 1980 und 2005 hat die Pharmazie in der Schweiz zwei Studienreformen und eine Anpassung des Studiums an das Bachelor-/Master-Diplom miterlebt.

Studium der Pharmazie 1980–2000: Die Reform der Studienordnung im Oktober 1980 basierte auf dem Bericht der damaligen Kommission Bloch. Ihr Ziel war, den Pharmaziestudierenden, die vorher zum grössten Teil nur naturwissenschaftlich ausgebildet worden waren, ein breiteres Basiswissen auch in den Fächern Biochemie, medizinische Mikrobiologie, Anatomie und Physiologie zu vermitteln.

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Die stärkere Gewichtung medizinischer Kenntnisse im Pharmaziestudium war insbesondere für die Ausbildung zum Offizinapotheker bzw. zur Offizinapothekerin von Bedeutung. Viele klassische Funktionen dieser Profession wie z. B. die Herstellung von Arzneimitteln und die Sicherung ihrer Qualität waren zum grössten Teil an die pharmazeutische Industrie übergegangen. An ihre Stelle traten vermehrt Informations- und Beratungstätigkeit. Zur fachgerechten Ausführung dieser neuen Aufgaben waren neben pharmazeutischen vermehrt auch ausreichende medizinische Kenntnisse notwendig. Um die neuen Fächer in die Ausbildung integrieren zu können, wurden Grund- und Hauptstudium neu aufeinander abgestimmt. Das bisher dreisemestrige Grundstudium wurde auf vier Semester aufgestockt, die Fachsemester von fünf auf vier gekürzt. Das einjährige Praktikum wurde unverändert in der Studienmitte belassen.
Die Studienordnung 1980 konnte die Ausbildung zum Offizinapotheker bzw. zur Offizinapothekerin zwar in die gewünschte Richtung verbessern, war aber nach Ansicht vieler Fachleute noch nicht optimal. So war es nicht verwunderlich, dass 1982 im Schwarzwälder Kurort Badenweiler 12 Hochschulprofessoren aus der Schweiz und aus Deutschland (wo noch keine Reform stattgefunden hatte) in einer dreitägigen Klausur Thesen und Forderungen zu einer zeitgemässen Ausbildung und Fortbildung des Offizinapothekers bzw. der Offizinapothekerin erarbeiteten (1).

Vorarbeiten der Studienreform 2000: Die Badenweiler Thesen waren die Grundlage für eine erneute Reform des Pharmazie-Studiums, welche im Herbst 2000 (Basel, Zürich) bzw. Herbst 2003 (Genf, Lausanne) in eine Experimentierphase trat. Die notwendigen Diskussionen dazu wurden zwischen 1985 bis 1992 im Wissenschaftlichen Beirat (WB) des Schweiz. Apothekervereins (SAV) geführt. Der WB definierte die Ausbildungsziele für das pharmazeutische Studium und schlug dem SAV auf Grund der durchgeführten Analysen erstmals eine neue Ausbildungsstruktur vor, in der die pharmazeutisch-biologischen und die pharmazeutisch-medizinischen Fächer einen grösseren Stellenwert in der Ausbildung einnahmen. Der wohl wichtigste Neuerungsvorschlag des WB betraf die praktische Ausbildung: „Das bisher vor den Fachsemestern absolvierte Praktikumsjahr sollte an das Ende des Studiums verlegt werden und zwei separate Abschnitte umfassen, ein Pharmazeutikum I (im Spital) und ein Pharmazeutikum II (in der Offizin). Im Pharmazeutikum I soll der angehende Apotheker lernen, enger mit dem Arzt zusammenzuarbeiten. Er soll mit jenen Krankheitssymptomen vertraut werden, die eine Selbstmedikation begrenzen, beziehungsweise eine Zuweisung zum Arzt erfordern. Die Lehrinhalte des Pharmazeutikums I decken sich im Wesentlichen mit denjenigen der Klinischen Pharmazie (clinical pharmacy), eines Fachgebiets, das bisher bei uns noch nicht im Lehrplan enthalten ist. Im Pharmazeutikum II soll der Pharmaziestudent in erster Linie Offizin spezifische Kenntnisse erwerben. Das Praktikumsjahr dient dazu, dem angehenden Apotheker die Fähigkeit zu vermitteln, sein pharmazeutisches Wissen im Berufsalltag optimal zu nutzen“ (2).

Nach Auflösung des WB Ende 1992 übertrug der SAV-Vorstand die weitere Bearbeitung der Studienreform einer SAV Koordinationsgruppe unter der Leitung von Dr. R. Maurer, HealthEcon, Basel. Diese bestand aus Fachvertreterinnen und Fachvertretern der schweizerischen Hochschulen, der Berufsverbände (SAV, GSASA, GSIA) sowie einer Vertretung der Studierenden (asep), der Assistierenden und der Dozierenden (ASEP). Die Kommission Maurer übernahm im Wesentlichen die vom WB ausgearbeitete Studienstruktur, überarbeitete bzw. ergänzte sie aber in verschiedenen Bereichen, insbesondere in den durch die beiden Entwürfe zu einem Medizinalberufegesetz (Fleiner I und Fleiner II) und durch die bilateralen Verträgen mit der EU notwendig gewordenen Anforderungen. Nach Abschluss der Kommissionsarbeiten wurde von der damaligen Vorsteherin des Departements des Innern (EDI), Frau Bundesrätin R. Dreifuss, im Juli 1995 eine Eidg. Expertenkommission für die Reform der pharmazeutischen Ausbildung (Studienreform-Kommission Pharmazie) eingesetzt. Diese lieferte ihren Bericht Anfang 1997 – rund 25 Jahre nach dem letzten Kommissionsbericht (Kommission Bloch) – ab. Das Eidg. Parlament beschloss im Herbst 1999 auf Antrag des Bundesrates, die ganze Studienreform in der Pharmazie als Experimentierphase auszugestalten. Danach konnte das EDI Institute ermächtigen, besondere Ausbildungs- und Prüfungsmodelle zu erproben. Die neuen Ausbildungsgänge wurden im Herbst 2000 an der Universität Basel und der ETH Zürich, im Herbst 2003 an den Universitäten Genf und Lausanne eingeführt. Gemäss dem Bericht der Eidg. Expertenkommission sollten der Apotheker und die Apothekerin als Medizinalpersonen zu Generalisten und Generalistinnen des Arzneimittels ausgebildet werden und damit eine Brückenfunktion zwischen der Naturwissenschaft und der Medizin im Dienste des Gesundheitswesens wahrnehmen. Die von der Eidg. Expertenkommission vorgesehenen hauptsächlichen Reformpunkte waren: „Leistungsauftrag an die Hochschule, modularer Aufbau des Studiums, teilweise neue Lehrinhalte, Verlegung des Praktikums ans Ende des Studiums, Ersatz des praktischen Staatsexamens durch eine Diplomarbeit sowie eine enge Koordination zwischen der Aus- und Weiterbildung“ (3).

Studium der Pharmazeutischen Wissenschaften 2000–2005: Kernstück des von der Studienreform-Kommission abgesegneten neuen Curriculums war die Einführung eines formellen, vierjährigen Hochschul-Diplom-Studiums, das auf dem Pflicht-/Wahlfach-System mit Krediteinheiten basiert und mit einer Diplomarbeit abgeschlossen wird. Diese rund 21 Wochen dauernde, selbstständige Projektarbeit ist von den Studierenden mit Begeisterung aufgenommen worden und ist an der ETHZ nun schon seit fünf Jahren wichtigster Bestandteil des Abschlusses. Das Praktikumsjahr, das als Assistenzjahr (fünftes Jahr) neu an das Diplom anschliesst, ist die Voraussetzung für das Eidg. Staatsexamen, d.h. für die Tätigkeit im öffentlichen Gesundheitswesen. Es wurde im Herbst 2004 zum ersten Mal durchgeführt. Das Diplom allein ermöglicht die Aufnahme einer Promotionsarbeit oder den Übertritt in die pharmazeutische Industrie, eine Option, die bisher von den Studierenden nicht in Anspruch genommen worden ist.

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Studium der Pharmazeutischen Wissenschaften ab 2005 (4,5): Auf Grund der Bologna-Erklärung, welche die Einführung eines Bachelorgrades (Bachelor of Science; B.Sc.) und eines Mastergrades (Master of Science; M.Sc.) vorsieht, hat sich die Studienstruktur erneut geändert. Zur Bewertung der Studienleistungen wird ein Leistungspunktesystem, das European Credit Transfer System (ECTS), eingeführt. Der B.Sc. kann nach sechs Semestern (180 KE) und der M.Sc. nach weiteren drei Semestern (90 KE, total 270 KE) erlangt werden. Für das Eidg. Apothekerdiplom als Berufs-qualifizierenden Abschluss muss ein weiteres halbes Jahr Assistenzzeit absolviert werden. Der B.Sc. ETH in Pharmazeutischen Wissenschaften ist kein eidgenössischer Titel und qualifiziert deshalb nicht zur Ausübung des Berufes einer Medizinalperson (Apotheker bzw. Apothekerin). Der M.Sc.-Titel ersetzt das bisherige Hochschuldiplom. Wie dieses wird er Voraussetzung für die Durchführung einer Dissertation sein. B.Sc. und M.Sc. wurden an der ETH Zürich in den Pharmazeutischen Wissenschaften im Wintersemester 2004/2005 eingeführt.

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In den ersten zwei Studienjahren werden auch im Rahmen des Bachelor/Master-Studienganges wie bisher die naturwissenschaftlichen Grundlagen vermittelt. Der Fächerkatalog ist identisch mit demjenigen in der Abb. 3. Neu werden die Studierenden in die Lehre und in die Forschungsprojekte der Professuren am IPW eingeführt. Ebenso werden ihnen die späteren Berufsmöglichkeiten erläutert und die Situation im Gesundheitswesen beschrieben. Das dritte Studienjahr vermittelt die Grundlagen der pharmazeutischen Wissenschaften, von der Findung neuer Wirkstoffe bis zu ihrer Anwendung am Menschen. Der Fächerkatalog entspricht im Wesentlichen demjenigen in der Abb. 3. Neu kommen Fachgebiete wie die Gentechnologie und die Evidence-based-Medicine dazu. Vom vierten Jahr an (Vertiefung Pharmazeutische Grundlagen) können zusätzlich zu den pharmazeutischen Basisfächern Wahlfächer belegt werden, z. B. Umweltaspekte von Arzneimitteln, Ethnopharmazie, Pharmaziegeschichte u. a. Als interdisziplinäres Forum werden Arzneimittelseminare angeboten, in welchen die Studierenden bestimmte Themen in Kleingruppen unter Aufsicht eines Tutors oder einer Tutorin von allen Seiten beleuchten und erarbeiten. Die Resultate werden am Ende des Semesters präsentiert und in einem schriftlichen Bericht zu Händen der Professorenschaft zusammengefasst. In der Diplomarbeit (Master’s Thesis) wird ein eigenes Projekt frei bearbeitet, wobei die Studierenden gleichzeitig in eine Forschungsgruppe des IPW oder in eine andere geeignete Institution (Universitätsspital, Industrie) eingebunden sind. Der M.Sc. ETH in Pharmazeutischen Wissenschaften kann nach viereinhalb Jahren Studienzeit erworben werden. Studierende, die später als Medizinalpersonenen tätig sind, müssen ein strukturiertes fünftes Jahr mit Theorie-Blöcken (total zwölf Wochen; äquivalent 30 KE) und eine praktische Ausbildung (total 30 Wochen; 20 Wochen in einer Offizin, weitere zehn Wochen in einer Offizin bzw. Spitalapotheke) absolvieren. Dieses sog. „Assistenzjahr“ wird durch Fachpersonen aus Offizin, Spital und weiteren Bereichen des Gesundheitswesens bestritten. Fächer sind z. B. Pharmazeutische Technologie in der Offizin, Patientenorientierte Pharmazie im Spital, praktische Aspekte der Arzneimitteltherapie, Grundlagen der psychosozialen Pharmazie (Pharmaceutical Care) und der pharmazeutischen Beratung (Social Pharmacy), gesetzliche und ökonomische Aspekte in der Pharmazie. Ein spezielles Ziel der Ausbildung ist die Erlangung von Kommunikationsfähigkeit und Sozialkompetenz sowie die Sensibilisierung für ethische Anliegen. Das Staatsexamen, welches zum „eidg. dipl. Apotheker/Apothekerin“ führt, befindet sich nach wie vor unter der Schirmherrschaft der Eidgenossenschaft. Leider konnte die vom Wissenschaftlichen Beirat des Schweizerischen Apotheker-Vereins vorgesehene Zweiteilung des Praktikums bzw. Assistenzjahrs in ein Pharmazeutikum I und II in der ursprünglich vorgeschlagenen Form nicht realisiert werden, doch wird die Patientenorientierte Pharmazie den Studierenden in Kleingruppen dezentral in verschiedenen Spitälern innerhalb einer Woche nahe gebracht.

Berufsausübung: Die Möglichkeit der Berufsausübung für Pharmazieabsolvierende ist vielfältig. Dank dem breiten Basiswissen sind Pharmazeutinnen und Pharmazeuten in verschiedenen Sparten des Gesundheitswesens in der Lage, ihre naturwissenschaftlichen, pharmazeutischen und medizinischen Kenntnisse Erfolg versprechend anzuwenden. Das Diplom in Pharmazeutischen Wissenschaften bzw. das Eidg. Apothekerdiplom eröffnet ihnen daher eine breite Palette von Arbeitsgebieten.

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© 2005 ETH Zürich | 14.4.2005 | !!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!