ETHistory 1855-2005

0301150602


Forschung

Die Hochschulforschung dient nicht nur der Wissensvermehrung, sondern automatisch auch der Ausbildung von hoch qualifizierten Nachwuchskräften. Kompetitive Forschung muss an internationalen Standards, die sich in immer kürzeren zeitlichen Abständen verändern, gemessen werden. Signifikante Änderungen haben sich in der experimentellen Physik vor allem dadurch ergeben, dass viele der Forschungsapparaturen nunmehr kommerziell erhältlich sind und wegen ihrer Komplexität nicht mehr innert nützlicher Frist durch die Experimentierenden von Grund auf selber konzipiert und gebaut werden können. Auf diese Weise gehen sukzessive früher vorhandene Fähigkeiten im Instrumentenbau verloren. Für viele Forschungsvorhaben werden aber weiterhin einzelne, kommerziell nicht erhältliche Einzelteile von Forschenden ersonnen, entworfen und in hauseigenenen Werkstätten hergestellt werden müssen. Die dabei entstehenden Kontakte sind, speziell für Doktorierende, geeignete Gelegenheiten für die Schulung von Sozialkompetenzen. Deutlich gestiegen sind die Anforderungen an die Fähigkeiten der Physikerinnen und Physiker in der Erfassung von und im Umgang mit Messdaten. In den letzten Jahren sind auf internationaler Ebene sehr grosse Fortschritte in der Entwicklung von neuen Messmethoden und der Herstellung von neuen Typen von Materialien erzielt worden. Hauptsächlich aus finanziellen Gründen wird es zunehmend schwierig, alle diese Möglichkeiten an Hochschulen auf international kompetitivem Niveau zur Verfügung zu stellen und die damit verbundene Ausbildung in ganzer Breite zu garantieren. In mehreren Forschungsrichtungen, wie zum Beispiel der Teilchenphysik und der Astronomie, hat die Bedeutung der Verfügbarkeit von Grossanlagen, die sich an ausseruniversitären Standorten befinden, zugenommen. Die Schulung im Gebrauch dieser Grossanlagen geschieht im Rahmen eigens konzipierter Forschungsvorhaben auf Stufe Doktorat. Vor allem in der Teilchenphysik sind solche Projekte derart langfristig angelegt, dass der Einsatz von Nachwuchskräften (Doktorierende) in den oft jahrelangen Aufbauphasen sorgfältig geplant werden muss, um deren Kontakt zu wissenschaftlichen Fragestellungen aufrecht zu halten. Die Langfristigkeit dieser Projekte stellt die beteiligten leitenden Forschenden und die übergeordneten administrativen Organe auch vor zunehmende Probleme hinsichtlich der Finanzierung der entsprechenden Beiträge. In internationalen Kollaborationen sind die einzelnen Forschenden meist in sehr grossen Teams tätig, was ebenfalls Möglichkeiten zur oben erwähnten Schulung in Sozialkompetenzen bietet.

Die Physik spielt weiterhin die Rolle einer Grundlagenwissenschaft, deren Bedeutung in verschiedensten Disziplinen der Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften kontinuierlich zunimmt. Physikerinnen und Physiker sind deshalb zu begehrten und oft unverzichtbaren Partnerinnen und Partner in interdisziplinären Vorhaben geworden. Die aktuelle Forschungslandschaft lässt erkennen, dass die Interdisziplinarität in der Entwicklung der Wissenschaften allgemein eine zunehmend wichtige Rolle spielen wird. Dieser Tatsache versucht man in der Ausbildung von Physikerinnen und Physiker an der ETH gebührend Rechnung zu tragen.


© 2011 ETHistory 1855-2005 | Last update: 3.3.2005 |
!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
/rueckblicke/departemente/dphys/weitere_seiten/1.2_forschung/popupfriendly/