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Vermarktung der Lilith - Transfer von Know-how

Bibliografie

 
 

Die Workstation Lilith und das Betriebssystem Medos waren nicht nur eine Plattform, auf der verschiedene weitere Forschungsprojekte aufbauten. Die Workstation diente am Institut für Informatik auch als alltägliches Arbeitsinstrument. So arbeitete zum Beispiel auch Wirths Sekretärin mit einer Lilith und verfasste ihre Korrespondenz damit. "Eine ganze Reihe von hochinteraktiven Dienstprogrammen" ermöglichte einen breite Nutzung des Geräts. "Damit ist der Lilith-Rechner von selbst zum meistbenutzten Rechner im Institut [für Informatik] geworden (30 Exemplare im Betrieb)."

Es lag daher nahe, den Computer, der sich an der ETH bewährt hatte, in einer grösseren Stückzahl herzustellen und kommerziell zu vermarkten. Die Lilith hob sich mit ihrem pixelorientierten Bildschirm und der Maus als neuem Eingabemedium deutlich ab von den sonst verbreiteten 80x24-Zeichen Terminals. Ein wirtschaftlicher Erfolg schien vorprogrammiert.

Es war ein Aussenstehender, der sich dieser Vermarktung annahm und 1982 eine neue Firma gründete. Heinz Waldburger war Informatik-Chef bei Nestlé und suchte ein Computersystem, das vernetzt werden konnte und sogar als Multimedia-Gerät dienen sollte. Die Lilith schien ihm dafür das ideale Gerät. Die daraufhin von ihm gegründete Firma DISER (Data Image Sound Processor and Emitter Receiver System) sollte zwei verschiedene Lilith-Modelle anbieten, genannt MC1 und MC2 (Modula Computer).

Zwar waren die Produktionsanlagen auf die Herstellung von zehn Maschinen pro Tag ausgelegt, unklar war jedoch, wie diese Maschinen an die Kunden gebracht werden sollten. Die Architektur der Lilith war so modern, dass man annahm, eine Nachfrage würde sich dafür praktisch automatisch ergeben. Vermarktung und Vertrieb waren wenig durchdacht, es war zum Beispiel unklar, an welche Zielgruppen sich die Lilith genau richtete. DISER stand zudem finanziell auf schwachen Füssen, für den Aufbau eine Schweizer Computerfirma war kaum Risikokapital erhältlich. Die grosse Nachfrage nach DISER-Workstations blieb aus und der Versuch zur Kommerzialisierung des ETH-Computers musste bereits 1983 wieder abgebrochen werden. Insgesamt waren bis dahin 120 Computer verkauft worden.

Der kommerzielle Misserfolg der Lilith wird oft als Beispiel für die angeblich schlechten Beziehungen zwischen ETH und Industrie angeführt. Doch ist es tatsächtlich die Aufgabe einer Hochschule, für die Industrie Produkte zu entwickeln, die sich praktisch ohne Zusatzaufwand kommerzialisieren lassen? Der Erfolg der Lilith liegt auf einer ganz anderen Ebene. Viele der daran beteiligten Personen nahmen später Schlüsselpositionen ein in der Entwicklung kommerzieller Systeme und Compiler. Das an der ETH erarbeitete Wissen und Know-how wurde somit nicht über konkrete Produkte, sondern über die Köpfe in die Industrie übertragen.

(Quellen: Interviews mit Niklaus Wirth und Jürg Gutknecht; Landwehr, 2001)

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