ETHistory 1855-2005

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Forschung

Das 1948 gegründete Institut für Angewandte Mathematik befasste sich mit der Einführung von programmierbaren Rechenmaschinen in der Schweiz. Ziel der Gruppe um Eduard Stiefel war die Entwicklung eines eigenen Computers. Die ERMETH (Elektronische Rechenmaschine der ETH) wurde 1955-1957 am Institut gebaut und arbeitete erfolgreich. Das Wissen dazu gewann man aus Studienreisen nach den USA und Grossbritannien sowie aus dem Betrieb der gemieteten Zuse Z4.

Für die Programmierung wurde die Sprache Algol verwendet, damals noch mit Deutschen Befehlsbegriffen. Mit der Weiterentwicklung von Algol beschäftigten sich unter anderem Heinz Rutishauser und später Niklaus Wirth. Letzterer entwickelte Algol anlässlich eines Forschungsaufenthaltes in Stanford weiter zu Algol-W.
Der schwerfälligen Algol-Kommissionen überdrüssig schuff Wirth 1969 mit Pascal eine eigene Programmiersprache. Diese wurde vor allem für die Ausbildung an Universitäten eingesetzt und war entsprechend konzipiert: klare Strukturen, einfache und übersichtliche Syntax. Trotz den damals international aufkommenden "Platzhirschen" Fortran und Cobol konnte sich Pascal in den 1980er-Jahren auch kommerziell etablieren.

In der Zwischenzeit hatte sich die 1968 gebildete Fachgruppe für Computerwissenschaften zum Institut für Informatik gewandelt. Zu den drei amtierenden Professoren Heinz Rutishauser, Peter Läuchli und Niklaus Wirth kamen weitere hinzu: Carl August Zehnder (1970), Jürg Nievergelt (1975). Sie lehrten weiterhin in ihren angestammten Abteilungen, fanden aber zum engeren fachlichen Austausch zusammen. Damals war neben den Programmiersprachen ein die Interaktivität von Computersystemen ein Schwerpunkt der Forschung. Das heute im Trend befindliche E-Learning unternahm damals seine ersten Schritte: Mit Thales wurde ab Mitte der 1970er-Jahre ein System für den computer-unterstützten Unterricht entwickelt und mit Erfolg eingesetzt. Eng damit verknüpft waren Fragen der Schnittstelle Mensch - Maschine zur möglichst intuitiven Interaktion.

1980 wurde Lilith präsentiert, ein unter der Leitung von Niklaus Wirth entwickelter Arbeitsplatzrechner, der über eine Maus als zusätzlichem Eingabegerät verfügte und einen hochauflösenden Bildschirm hatte. In ihm kamen Erkenntnisse bisheriger Projekte (z. B. die Dialoggestaltung) zum Ausdruck. Lilith setzte aber auch Akzente in der künftigen Forschung (z. B. das Datenbank Management System Lidas oder das Information Retrieval System Caliban) und kann als Kern der Informatikforschung an der ETH der 1980er-Jahre angesehen werden. Trotz des grundlegend neuen Konzepts gelang eine kommerzielle Vermarktung der Workstation nicht, was allerdings auch nicht die Absicht war: ihr Einsatz konzentrierte sich auf die Lehre.

Mit der Gründung der Abteilung für Informatik (IIIC) 1981 wurde ein Grossteil der Ressourcen durch zeitintensive Lehrtätigkeit, Administration und Betreuungsaufgaben gebunden. In den 1980er-Jahren wurden daher merklich weniger Forschungsprojekte in Angriff genommen. Zwischen 1986 und 1988 entwickelten die Professoren Jürg Gutknecht und Niklaus Wirth das System Oberon, gleichzeitig ein Betriebssystem und eine objektorientierte Programmiersprache. Oberon wurde an der ETH zur Standardsprache im Programmierunterricht und bestand als solche bis ins neue Jahrtausend.

Mit dem sich vergrössernden Institut und späteren Departement weitete sich auch die Forschungstätigkeit aus. Ein Charakteristikum der Forschungspolitik ab den ausgehenden 1980er-Jahren war, dass Projekte vermehrt mit externen Partnern und Finanzierungsmitteln durchgeführt werden, wie auch in den übrigen Departementen.


Projekte


Materialien

 

Anwendungen auf Lilith:

 

Interviewausschnitte mit Niklaus Wirth:


Bibliografie


© 2005 ETHistory 1855-2005 | Last update: 25.7.2005 |
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