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Berufsständische Pressure-Group: Die Gesellschaft ehemaliger Polytechniker GEP

Einer der ersten Vorstösse der GEP zielte auf eine Verbesserung der Berufschancen akademischer Techniker. Die Anschlussfähigkeit zwischen Polytechnikum und Praxis wurde zunächst vorrangig als Ausbildungsproblem diskutiert.

"Traktandum 'Unvorhergesehenes' (...) Herr Ingenieur Stambach verliest sodann ein Memorandum, in welchem betont wird, dass die wissenschaftliche Berufsbildung, wie sie am eidgenössischen Polytechnikum erworben werden kann, in der Schweiz, namentlich von Seite der Kantonsregierungen leider noch nicht die gehörige Berücksichtigung finde, indem oft gewöhnliche Routiniers den mit Diplomen des Polytechnikum empfohlenen, tüchtigen, wissenschaftlich gebildeten Technikern bei Staats-Anstellung vorgezogen werden."

Das Bülletin der Gesellschaft ehemaliger Studierender des eidgenössischen Polytechnikums vom Januar 1873 berichtet von der im Jahr zuvor in Bern abgehaltenen GEP-Generalversammlung. Rapportiert wird auch die Entgegnung von Ingenieur Lindt, Kantonsgeometer von Bern, auf die auf "Erlass des theoretischen Teils der Konkordatsgeometerprüfung für Absolventen des Polytechnikums" abzielende "Motion Stambach": "Es komme nicht selten vor, dass Leute, welche das Polytechnikum absolviert haben, bei Aufnahmen und dergleichen noch sehr wenig Erfahrung zeigen, so dass es oft gewagt erscheinen dürfte, dieselben auf gleiche Linie mit den patentierten Concordatsgeometern zu stellen."

Wie dieser Wortwechsel dokumentiert, verlief der Berufseintritt der seit 1855 in Zürich ausgebildeten Polytechniker nicht reibungslos: Während die wissenschaftlich gebildeten Ingenieure und Techniker eine bevorzugte Behandlung gegenüber "gewöhnlichen Routiniers" erwarteten, zogen Privatwirtschaft und Staatsdienst nicht selten praxiserprobte Fachleute vor. Zu den technischen Berufen mit eidgenössisch normierten Ausbildungsgängen gehörten insbesondere die Geometer, die Forstleute und die Apotheker, die ein kantonsübergreifend reglementiertes Berufsexamen zu bestehen hatten. So wurde beispielsweise für die Geometer-Patentierung durch die Konkordatskantone theoretisches Wissen und ein Jahr praktische Tätigkeit verlangt. 

Die 1869 gegründete "Gesellschaft ehemaliger Studirender des eidgenössischen Polytechnikums G.E.P." betrachtete es zunächst als eine ihrer Hauptaufgaben, ihren Mitgliedern beim Berufseintritt behilflich zu sein und die "Zöglinge des Polytechnikums" möglichst weit oben in die sich ausbildenden Professionshierarchien einzuschleusen. Eine der ersten Amtshandlungen des "engeren Ausschusses" war die Einrichtung einer "Stellenvermittlung" für akademische Techniker, die sich am Anfang vor allem als Vermittlungsstelle zwischen beruflichen Anforderungsprofilen und schulischem Ausbildungsangebot zu betätigen hatte.

In ihrer Petition an den Bundesrat von 1877 glaubte die GEP, dass sie nicht zu weit gehe, "wenn wir darauf hinweisen, das neben den schon vielfach gekennzeichneten Missständen ein wesentliches, bis anhin noch nicht genügend hervorgehobenes, Moment darin besteht, dass beinahe bei sämmtlichen Schweizerischen Administrationen dem Techniker nicht diejenige Stellung eingeräumt wird, die ihm in Folge seiner Competenz gebührt, und welche ihm im Auslande, besonders in Frankreich zugestanden wird".

Zur Behebung dieser "Irrthümer" forderte die GEP weniger eine Intensivierung des Praxisbezugs, als vielmehr die Verbesserung der "allgemeinen Bildung", sowohl in den Mittelschulen, in den Vorkursen wie auch auf Hochschulniveau: "Betrachten wir die Leistungen und die Stellung der aus dem eidgen. Polytechnikum hervorgegangenen Techniker, so begegnet uns nicht selten die Erscheinung, dass bei anerkennungswerther Beherrschung der eigentlichen Fachwissenschaften doch einer allgemeinen Bildung entbehrt wird, was zur Folge hat, dass solche Techniker im öffentlichen Leben nie zu höherer Stellung gelangen, noch weniger aber einer hervorragende Thätigkeit im öffentlichen Leben an den Tag legen werden." Einem "erweiterten geistigen Horizont" wurde einmal mehr zentrale Bedeutung beigemessen: Er garantierte nicht nur eine umfassende Charakterbildung, sondern qualifizierte nach zeitgenössischem Verständnis auch für Führungsaufgaben und für das angestrebte Sozialprestige.

Der "Bericht des Schweizerischen Schulrats an den hohen schweizerischen Bundesrath über die Fragen der Reorganisation der polytechnischen Schule", der die Forderungen der GEP ausführlich diskutierte, warnte zwar vor vorschnellen Urteilen: "Der verhältnismässig noch junge, schulmässig gebildete wissenschaftliche Stand der Techniker in der Schweiz nimmt eine Stellung ein, die dasjenige weit überragt, was früher die wenigen im Auslande gebildeten Techniker gegolten haben." Gleichzeitig aber unterstützte das Positionspapier des Schulrats die von der GEP geäusserte Kritik an der mangelnden Anschlussfähigkeit zwischen Mittelschulen und Hochschule, zwischen Polytechnikum und Praxis und stellte Verhandlungen mit kantonalen Erziehungsdepartementen und der Lehrerschaft des Polytechnikums in Aussicht. Die erste Reorganisation des Polytechnikums von 1881 gilt als erfolgreiche Initiative der GEP.

"Es constituiert sich ein Verein, der zum Zweck hat, die freundschaftlichen und geselligen Beziehungen zwischen ehemaligen Polytechnikern zu unterhalten", wurden 1869 die Motivationen der Gründungsmitglieder auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht. Abgesehen vom geselligen Zusammenhalt, der in regelmässigen Exkursionen, Besichtigungsfahrten, Tanzabenden und "Festmählern mit humorgewürzten Tischreden" (Jegher 1955, 24) offensichtlich nicht zu kurz kam, profilierte sich die GEP als eine der ersten Organisationen, welche die berufsständischen Interessen von Polytechnikern im Sinne einer Pressure-Group verwaltete. Mit ihren Bestrebungen zur institutionalisierten Privilegierung akademischer Techniker befand sich die GEP nicht immer auf einer Linie mit dem älteren Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA. Dessen Verständnis von 'Ingenieur' und 'Technik' war noch bis ins 20. Jahrhundert hinein ein sehr viel breiteres. In der Ansicht, dass der neue Berufsstand der Techniker Institutionalisierungshilfe brauche, waren sich beide Vereine jedoch einig. Mit gemeinsamen Herausgabe der "Schweizerischen Bauzeitung" als dem Zentralorgan der Polytechniker wurden die anfänglichen Auseinandersetzungen dann immer häufiger zugunsten eines kooperativen Vorgehens zurückgestellt.

Monika Burri

   
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